Mit dem Degen in der Hand auf der Planche oder ins Gespräch über seinen geliebten Fechtsport vertieft – so kennt jeder im Fechtclub Kassel Franz Hirt. Nun müssen die Kasseler Fechter und Fechterinnen Abschied von ihrem Gründungsmitglied nehmen: Franz Hirt ist am 11. Januar 2024 im Alter von 86Jahren nach schwerer Krankheit verstorben.
Der FCK verliert einen Mann, der über viele Jahrzehnten das Fechten in Kassel und weit darüber hinaus geprägt hat. Sein Fachwissen, sein sportlicher Ehrgeiz, seine Fairness auf der Fechtbahn und seine Anekdoten von Fechtturnieren aus aller Welt werden uns fehlen.
Franz Hirt wurde im Jahr 1937 im fränkischen Hammelburggeboren und kam zur Ausbildung bei Henschel nach Kassel. Später wechselte er zu Volkswagen und arbeitete dort viele Jahre, in denen er bis zum Verantwortlichen für die Aus- und Fortbildung aufstieg. Nach dem Renteneintritt hatte er noch mehr Zeit, sich dem Fechten zu widmen.
Mit dem Fechtsport hatte er bei der ACT Kassel in den1950er-Jahren begonnen, die damals noch eine Fechtabteilung hatte. Seit 1976ging er dann für den KSV Hessen Kassel auf die Planche, bis zur Pleite des Großvereins. Doch die Fechter und Fechterinnen steckten nicht auf, sondern gründeten 1993 den Fechtclub Kassel, eines der Gründungsmitglieder war selbstverständlich Franz, der sich nie gescheut hat, in unterschiedlichen Positionen Verantwortung zu übernehmen. Er war Schriftführer, Kassenwart, Vizepräsident und Seniorenbeauftragter im Verein; Seniorenbeauftragter, Beisitzer und Pressewart im Hessischen Fechtverband sowie acht Jahre lang Seniorensprecher des Deutschen Fechterbunds (DFB). Und er war immer, auch jenseits von Ämtern, da, wenn Hilfe gebraucht wurde: bei der Organisation der Offenen Hessischen Seniorenmeisterschaften, die er in Kassel auf die Beine gestellt hat, ebenso wie beim Umbau einer alten Kegelbahn in eine Fechthalle, ein großer Schatz für den FCK. Für sein Engagement wurde Franz unter anderem mit der Goldenen Sportplakette der Stadt Kassel und dem Ehrentitel „Senior des Jahres“ vom DFB sowie der Sportplakette des Landes Hessen, der höchsten hessischen Auszeichnung für Sportler und Ehrenamtliche, geehrt.
Das meiste Edelmetall holte er freilich nicht im Ehrenamt ,sondern auf der Planche. Vor allem als Senior (heutige Bezeichnung „Veteran“)trumpfte er auf und war über viele Jahre ein Medaillengarant. Welt-, Europa-und Deutsche Meistertitel brachte er von Seniorenturnieren mit, dazu weitere vordere Plätze national und international, auch als Mitglied der deutschen Senioren-Nationalmannschaft. Franz focht alle drei Waffen des modernen Sportfechtens: Degen, Florett und Säbel.
Und Franz war immer gerne bereit, andere an seiner Erfahrung und seinem Wissen teilhaben zu lassen. Lange war er als Trainer aktiv und auch später wurde manches Gefecht gegen ihn zu einer ungeplanten Trainerstunde. Der Altersunterschied hielt ihn nie davon ab, sich für die Belange von Kindern und Jugendlichen im Verein zu interessieren und den Kontakt zu den Jüngeren zupflegen. Wahrscheinlich hielt ihn das neben der sportlichen Aktivität und dem bis zum Schluss ungebrochenen Siegeswillen auf der Fechtbahn jung.
Mit dem Satz „Ich werde so lange fechten, bis ich auf der Planche umfalle“ hatte die HNA Franz Hirt anlässlich seines 80. Geburtstagszitiert. So ist es nicht gekommen, aber bis zum Ende seines Lebens schmiedeteer noch Pläne für die kommenden Monate und studierte die Turnierausschreibungen. Es betrübt uns, dass Franz diese Turniere nicht mehr wird fechten können. Er wird im Training und bei geselligen Anlässen fehlen, wir werden seine Ratschläge und seinen Humor vermissen.
Franz Hirt hinterlässt seine Ehefrau und zwei erwachsene Kinder. Der Fechtclub Kassel mit allen Fechterinnen und Fechtern trauert um ihn und wird ihm ein ehrenvolles Andenken bewahren. (Olaf Dellit)
Die Trauerfeier für Franz Hirt wird am Samstag, 17.Februar, 11 Uhr auf dem Friedhof in Kassel-Wehlheiden stattfinden.